10 Jahre nach dem Sommer der Migration

Balkanbrücke in Aktion

10 Jahre nach dem Sommer der Migration

Am 5. September 2015 machten sich Tausende People on the Move in Budapest zu Fuß auf den Weg Richtung Österreich. Sie liefen auf der Autobahn. Ungarn hatte den Menschen die Weiterreise blockiert und sie tagelang ohne Unterstützung und Perspektive am Bahnhof Keleti festgehalten.

Was dann geschah, war historisch: Der sogenannte „March of Hope“ setzte Bilder in die Welt, die Europa nicht mehr ignorieren konnte. Menschen mit Kindern, Rollstühlen, Gepäck – laufend, weil es keinen anderen Weg mehr gab, als zu Fuß wieterzugehen.

Die Bewegung setzte das europäische Dublin-System faktisch außer Kraft. Unter öffentlichem Druck entschied Angela Merkel, die Menschen passieren zu lassen. Nicht aus politischem Kalkül, sondern weil Menschen selbst entschieden hatten, sich nicht länger aufhalten zu lassen und eine humanitäre Katastrophe zu verhindern war.

Für einen kurzen Moment war eine andere Welt vorstellbar: Eine Welt, in der Menschen dorthin gehen können, wo sie möchten. Und auch dort bleiben.

Heute, scheint kaum etwas weiter weg zu sein. Europa rüstet massiv auf und People on the Move sind die ersten, die das zu spüren bekommen. Die Außengrenzen der EU werden mit Zäunen, Mauern, modernster Sicherheitstechnologie und Abkommen mit Staaten jenseits der Grenze ‚gesichert‘ – und das für Unsummen. Jedes Jahr sterben Menschen bei dem Versuch, sich ein Leben in Sicherheit und mit Perspektive aufzubauen. Und selbst wenn sie in der EU und in Deutschland ankommen, erwartet sie eine gesellschaftliche Kälte, in der es sich kaum aushalten lässt. Die Reform des Gemeinsamen Europäischen Asylsystems (GEAS), das Erstarken der AFD mit ihren „Remigrations-Plänen“ und der politische Kurs der Regierung lassen jede Hoffnung auf Besserung im Keim ersticken.

Doch der March of Hope erinnert uns: Nicht immer sind es Zäune und Mauern, die über Migration entscheiden. Manchmal sind es auch die Menschen – die sie gemeinsam überwinden. Und ja, es gibt Frontex, es gibt Pushbacks – aber es gibt auch noch immer Menschen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, People on the Move bei ihrem Kampf zu unterstützen und da zu sein. Jeden Tag entscheiden sich Menschen nicht wegzuschauen. Jeden Tag machen sie sich auf den Weg mit der Überzeugung, dass es ein gutes Leben für alle geben kann.

Wir haben letztes Jahr unser Magazin “8 Jahre nach dem ‘March of Hope’ – Geschichten von und Perspektiven auf die ‘Balkanroute’” geschrieben und jetzt zu einer szenischen Lesung verarbeitet. Darin beleuchten wir die Geschehnisse entlang der ‘Balkanroute’ seit ihrer politisch verkündeten Schließung 2016. Durch Interviews, Erfahrungsberichte und künstlerische Interventionen werden die Mechanismen des europäischen Migrationsregimes aber auch solidarische Netzwerke in Südosteuropa sichtbar gemacht.

Wir freuen uns, wenn ihr am 31.10. oder 01.11. in der TanzFaktur in Köln dabei seid!

Tickets gibt es unter: https://studiobuehnekoeln.de/still-moving/. Die Einnahmen gehen wie immer direkt an unsere Partnerprojekte vor Ort.

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Unser Magazin könnt ihr weiterhin auf unserer Webseite herunterladen.

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Verpasst auch nicht die Aktionen des Netzwerks rund um We’ll Come United: Am 27.09. steht eine große Parade in Berlin an.

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Medico International hat zum Jubiläum des langen Sommers der Migration ein tolles Plakat entworfen, das kostenfrei bestellt werden kann.

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